Dienstag, 14. Dezember 2010

Wunder auf der Schiene

Der heutige Eintrag hat nahezu nichts mit Theater zu tun und betrifft doch ein höchst theatralisches Ereignis. Freischaffende Theaterleute fahren sehr viel Bahn, ich z.B. heute mit meinem Bühnenbildner nach Ingolstadt in Bayern zur Bauprobe und danach wieder zurück nach Berlin. Es ist Winter, in Thüringen schneit es, man kann sich also unschwer unseren emotionalen Zustand vor dieser langen Fahrt (ca.11Stunden hin und zurück) vorstellen: Unruhe, leichter Angstschweiß, besorgte Angehörige. Heute früh um 6.39 Uhr die Hinfahrt, pünktliche Abfahrt und Ankunft und zwischendurch ein halbwegs geheizter Zug mit einem reizenden Zugführer, der sogar die für Raucher wichtigen längeren Stops an bestimmten Stationen vorher durchsagte. Es folgte eine wunderbar konzentrierte Bauprobe mit sehr aufgeschlossenen und interessierten Leuten im Theater Ingolstadt und dann:

Der Zug zurück nach Berlin, Abfahrt 15.58 Uhr ab Ingolstadt, ist in Berlin am Hauptbahnhof ZWEI MINUTEN ZU FRÜH eingetroffen!

Die Reisenden, mich eingeschlossen, verliessen den Zug schweigend, weil sprachlos und werden noch lange, sehr lange Zeit ihren Kindern und Kindeskindern mit ruhiger, ehrfürchtig gesenkter Stimme von diesem denkwürdigen Ereignis erzählen. Und ich durfte dabei sein.
Ich danke der Bundesbahn und ihren Mitarbeitern.

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