Mittwoch, 29. Dezember 2010

Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao von Junot Diaz


Rückfahrt von Ingolstadt mit der Deutschen Bahn, nur 30 Minuten Verspätung und es war egal, weil ich so mein heutiges Buch noch zu Ende lesen konnte. Soviel Romane habe ich lang nicht mehr gelesen!
"The wondrous life of Oscar Wao" - wondrous kann man mit seltsam oder wundersam übersetzen und warum der deutsche Verlag mit dem "kurzen Leben" unnötige, ja sogar störende Vorinformationen geben muss, weiss ich nicht. 
Aufstehen und losgehen, in der Bibliothek ausleihen, kaufen, stehlen, egal. Muss gelesen werden! Ich hoffe, die deutsche Übersetzung kann der wundersamen, seltsamen, herrlichen, meschuggenen Sprache von Junot Diaz halbwegs gerecht werden, ich hoffe sehr. Eingestreut eine Menge Spanisch, unübersetzt und mal verständlich, mal nur Klang. 
Und eine Geschichte, 10 000 Geschichten über die Bewohner eines Landes, der Domikanischen Republik, viele davon in der Diaspora über die Welt verstreut, diese hier die in New Jersey gestrandet. Das Schicksal einer Familie und aller die mit ihr in Berührung kommen, getrieben, vertrieben durch die politischen Schrecklichkeiten ihrer Heimat, die sie erleiden und mitmachen, getragen von den Mythen einer Völkergemischs aus fünf Kontinenten, einsortiert nach Farben, Schattierungen und sozialer Herkunft, reich durch alltäglichen Zauber, gepeinigt von unsäglicher Gewalt, beglückt und geplagt von jeder Menge Sex und immer, wirklich immer voll Liebe. Das Buch hat mich atemlos entlassen. Es erzählt die grausamsten Dinge ohne jede Weinerlichkeit, es beschreibt seine Figuren so, dass man sie unbedingt kennenlernen will und es glaubt, im Angesicht von allem zu dem der Mensch fähig ist, an die Liebe. Wunderbar, herrlich, herzzerreissend, lustig, absurd, tragisch und wahr.


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